kunst zell^e: GOCHUJANG SUNSET

Der südkoreanische Videotrend „Mukbang“ inspiriert die multimedialen Arbeiten der österreichischen Künstlerin Mara Novak, die sie in ihrer Soloausstellung GOCHUJANG SUNSET präsentiert. In diesen Videos werden in Livestreams große Mengen an Essen verzehrt, wobei die rote Gochujang-Gewürzpaste großzügig für ausdrucksstarke Farbakzente eingesetzt wird. Dieser Trend, der um 2010 in Korea entstand, besticht durch seine visuelle und akustische Intensität sowie Exotik. Besonders faszinierend für die Künstlerin ist das bühnenhafte und landschaftsartige Arrangement der Essensberge, die Dramaturgie des Essensprozesses sowie die Schmatz-, Schlürf- und Kaugeräusche, die beim Betrachten der Videos besondere Gehirnreize auslösen, die von Faszination und Entspannung bis zu Abschreckung und seltsamer Fetischisierung reichen.

Ihre konzeptuell angelegte Werkserie besteht aus erweiterten analogen Fotografien, skulpturalen Objekten und multimedialen Installationen. In diesen Arbeiten materialisiert die Künstlerin die ausschweifenden Ess-Orgien koreanischer Streamer auf verschiedenen Ebenen. Dafür nutzt sie Detailaufnahmen aus Mukbang-Videos und kombiniert sie mit bekannten Berglandschaften aus ihrem Archiv, wodurch überraschende, kulissenartige Fotografien entstehen. Die Verbindung digitaler Inhalte und aktueller Technologien mit dem klassischen analogen Entwicklungsprozess, der in ihren Arbeiten stets bewusst sichtbar bleibt, lässt die Grenzen zwischen digital und analog verschwimmen und erschafft neue, verschobene (Landschafts-) Realitäten.

Die visuelle Dimension ihrer Arbeiten wird durch sanfte Schmatz-, Schlürf- und Knackgeräusche sowie andere Soundeffekte aus den Mukbang-Videos ergänzt. Mara Novak verbindet dabei ihre besondere Hass-Liebe zur visuellen Form der Videos und zu ASMR-Geräuschen (Autonomous Sensory Meridian Response, Geräusche, die ein kribbelndes Gefühl auf der Kopfhaut auslösen, das sich entlang der Wirbelsäule ausbreitet) mit der traditionellen analogen Fotografie.